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2. Newsletter 2021

In eigener Sache

Liebe Leserinnen und Leser,

Verschiedenheit – Diversity – ist keine Erfindung des 21. Jahrhunderts. Dennoch befassen wir uns inzwischen intensiv damit und “das ist auch gut so”. Am Umgang mit Verschiedenheit lässt sich ablesen, wieviel Gewalt wir bereit sind hinzunehmen und wieviel Bereitschaft wir haben, der Gewalt entgegen zu treten. Besser noch: ihr vorzubeugen. Das wir Verschiedenheit/ Diversity in unserem Denken und Handeln zum selbstverständlichen Grundsatz werden lassen, fordert uns einiges ab. Damit das gut gelingt, werden auch wir das Thema auf unserer Agenda behalten. Wir hoffen auf Ihr Interesse und wünschen Zuversicht!


Online-Vortrag: Computerspiele

Dienstag, 25. Mai 2021, 20 Uhr

Die digitale Spielewelt hat sich seit den 90er Jahren stark gewandelt und unterliegt weiterhin schnellen Änderungen. Eltern sollten genauer hinschauen. Hilfreich für die Einschätzung zu Computerspielen sind die Altersfreigaben der USK. Deren Kriterien befassen sich jedoch nur mit den Inhalten, nicht mit den neuen technischen Möglichkeiten, z.B. an das Taschengeld der Kinder zu kommen. Was ist Aufgabe der Eltern, welche Aufgaben hat Schule, um Kinder und Jugendliche zu schützen? Im Vortrag werden Probleme benannt und Handlungsmöglichkeiten gezeigt. Es geht darum, dass Kinder und Jugendliche besser bei der Entwicklung ihrer Medienkompetenz begleitet werden können. Der Referent Jens Wiemken, Dipl. Päd., 1995–1997 Fachberater für Bildschirmspiele im Modellversuch „Computerspiele“ in Bremen, 1997 Gründung eines päd. Dienstleistungsbetriebs, Dozententätigkeit an verschiedenen Hochschulen


Im Frühstücksraum

Noch traut Albert dem Frieden nicht. Sein Freund und künftiger Ehemann hatte ihm zwar gesagt, er werde keine Nachteile erleiden, wenn er in seinem Kollegium offen zu seiner Homosexualität stehen würde. Und der muss es wissen, denn er hat im gleichen Konzern, in dem auch er selbst arbeitet, eine Führungsposition inne und sich bereits geoutet. Aber würde das wirklich auch für ihn gelten? In seiner Abteilung scheinen ihm die Kolleg*innen nicht so fortschrittlich und er könnte es nicht ertragen, wenn das gute Arbeitsklima kaputt ginge, weil alle schlecht über ihn reden würden. Aber dann war da diese Szene im Frühstücksraum: Kollege Bert: „Habt Ihr die Demo am Wochenende gesehen? Christopher-Street-Day oder wie das hieß. Es war so nett bunt, unterhaltsam, gute Musik und lauter Gute-Laune-Menschen. Ich hätte gar nicht gedacht, dass Schwule so nett sein können.“ Kollegin Sonja: „Ja, was hast du dir denn gedacht? Dass die automatisch blöd sind, weil sie schwul sind? Oh Mann …“ Kollege Bert: „Nein, so natürlich nicht. Aber mir fehlte einfach ein persönlicher Kontakt und ich hatte … naja … genau genommen keine wirkliche Vorstellung. Es waren mehr so Empfindungen …“ Kollegin Sonja: „Aha, und was waren das für welche?“ Kollege Bert: „Hm. Jetzt rückblickend schwer zu sagen. Aber es gab immer diese fiesen Bemerkungen in meinem Elternhaus, wenn das Thema irgendwie angestoßen wurde. Und dann wurde halt nicht weiter drüber gesprochen. Als ob es dabei um etwas Unangenehmes ging.“ Kollegin Sonja: „Ach so, ich glaube, ich weiß, was du meinst. Ich hatte Glück und habe schon im Studium einige sehr nette homosexuelle Kommiliton*innen kennengelernt. Da ergab es sich ganz von selbst, dass ich eine bessere Vorstellung davon bekam.“ Albert überlegt. Soll ich jetzt etwas sagen? Die Gelegenheit ist günstig. Sie kennen mich ja schon eine Weile und wir verstehen uns so gut. Nein, das wäre jetzt doch zu aufgesetzt, ich lasse es lieber. Aber dann mischt sich Kollegin Claudia in das Gespräch ein: „Habt Ihr das von dem Alwin Perch gehört? Der leitet doch die Abteilung drüben im Haus. Der will demnächst seinen Freund heiraten, das hat er kürzlich in einer größeren Gruppe erzählt. Ich fand das sehr sympathisch, dass der das nicht verschweigt. Ich fand es aber auch mutig, dass der das so raushaut, ohne zu wissen, was daraus folgt. Mich würde ja wirklich interessieren, wen der heiratet.“ Da rutscht es aus Albert so heraus, er kann es einfach nicht mehr zurückhalten: „Na, mich.“ Alle drehen sich erstaunt zu ihm um. Zögern. Grinsen, aber nicht zu breit. Und schließlich macht Kollege Bert den Anfang: „Oh, ich wusste gar nicht … äh … Mensch, herzlichen Glückwunsch, da hast Du aber einen tollen Fang gemacht.“


9. Deutscher Diversity Tag

Dienstag, 18. Mai 2021

Der Diversity Tag soll den Vielfaltsgedanken auch in die Arbeitswelt tragen. Er findet auf Initiative der Charta der Vielfalt e. V. statt. Der Präventionsrat Oldenburg hat die Charta der Vielfalt unterzeichnet. Wir empfehlen das Online-Wissensspiel, dass Sie hier finden: https://www.charta-der-vielfalt.de/aktivitaeten/deutscher-diversity-tag/diversity-das-online-wissensspiel/


Buchtipp: Mist, die versteht mich ja!

Florence ist 1967 in Hamburg geboren. Ihre Eltern sind zwei Studierende aus Nigeria, die, weil sie studieren, keine Zeit haben, sich um ihr Kind zu kümmern. So wandert die kleine Florence von einer Pflegestelle zur anderen, bis sie mit zwei Jahren bei einer alleinstehenden Schneiderin in Buxtehude landet. Diese Frau, einst selbst als Geflüchtete aus Westpommern gekommen, gibt ihr all die Liebe und Geborgenheit, die ein kleines Kind braucht. Folgerichtig sagt Florence „Mama“ zu ihr, was ihrer Pflegemutter zunächst gar nicht recht ist, schließlich hat sie ja Eltern, die sie auch besuchen, wenn auch sehr unregelmäßig. Florence findet Freundinnen, wird von allen gemocht, wird eingeschult und kommt auch dort gut zurecht. Aber an der Schwelle zur dritten Klasse holen ihre Eltern sie ab und gehen mit ihr und zwei später geborenen Brüdern zurück nach Lagos, Nigeria. Florence ist todunglücklich in der ihr vollkommen fremden Kultur, sie hat Heimweh nach Buxtehude. Dem beherzten Einsatz einer Lehrerin ist es schließlich zu verdanken, dass sie zu ihrer „Mama“ zurück darf. So beginnt die Lebensgeschichte von Florence Brokowski-Shekete, die heute Schulamtsdirektorin in Baden-Württemberg ist, als erste Schwarze in Deutschland. Sie ist Gründerin der Agentur FBS intercultural communication, bei der sie seit 1997 als freie Beraterin, Coach und Trainerin tätig ist. Sie arbeitete als Lehrerin, Schulleiterin und Schulrätin. Und sie mischt sich ein und setzt Grenzen, wenn sie auf Alltagsrassismus stößt. Florence Brokowski-SheketeMist, die versteht mich ja! Aus dem Leben einer Schwarzen Deutschen Orlanda Verlag GmbH 2020, ISBN-13: 9783944666761 Auch als eBook, ISBN-13: 9783944666785